Autosuche, die zweite - oder ein BMW mit Biss

Den Stern endlich aus dem Kopf bekommen, fand ich schnell das nächste Schnäppchen auf der stärksten Börse im Internet und dachte mir nur "willhaben"! Ein erster Anruf und die mir wichtigen Informationen waren eingeholt. "Herr Strasser, der BMW ist absolut in Bestzustand, wir machen ein neues Gutachten und ein paar kleinere notwendige Reparaturen. Der Wagen ist spitze, bei meiner Ehr!" so der Besitzer einer Werkstatt in Wien Ottakring. Es klang wieder mal vielversprechend und das Busticket für eine einfache Fahrt nach Wien, weil retour es ja mit bayrischer Kraft geht, war schnell gebucht.

Noch ein telefonischer Termincheck am Vortag, "das Auto können´s morgen mitnehmen, der passt perfekt für sie", die nette Stimme aus Ottakring. Ticket am Handy, Geld in der Tasche und mit einem Lächeln im Gesicht ging´s mit dem FlixBus in rasanter Fahrt nach Wien. Dort angekommen, rein in die U-Bahn, ab zur Endstation Ottakring und nach kurzem Fußmarsch war ich angekommen, im Herzen Ottakrings! Die Werkstatt ist in den Arkaden der ehemaligen Wiener Bahn gelegen und hatte zu beiden Seiten  Eingänge. Natürlich beim ersten Versuch die falsche Seite erwischt, aber nach einem kurzen Telefonat wurde ich an die richtige Stelle gelotst. Die Eingangstür geöffnet, befand ich mich in einem kleinen Warteraum mit Theke inmitten netter Menschen südländischer Abstammung. Davon nicht erschrocken, schaffte es aber der Hund, ein ausgewachsener Boxer, mit seiner Umarmung mich doch ein wenig zu fürchten. Von oben bis unten beschnuppert konnte ich mich nach ein paar Minuten aus seinen Fängen befreien und glücklicherweise feststellen doch nicht gebissen worden zu sein.

Nach einer halben Stunde Wartens auf die Besichtigung des BMW wurde ich dann noch überredet mit zwei Herren in den Nachbarbezirk zu einer Autobesichtigung mitzufahren. Da mir mein zukünftiges Gefährt vorenthalten wurde, willigte ich zur Spritztour ein und cruiste in einem fetten SUV in Gegenden Wiens herum, die ich noch nie zuvor betreten hatte. Nach einer Stunde kehrten wir so gegen 17 Uhr zurück zur Werkstatt und jetzt durfte ich die Garagen betreten und meinem "Traum von einem BMW" gegenüber stehen.

Schon die ersten Blicke auf den Wagen liesen meine Vorfreude schwinden und die Hoffnung, den fahrbaren Untersatz für die Alpenrodeo gefunden zu haben, in weite Ferne rücken. Auf der Hebebühne offenbarten sich die wahren Werte des 528, und der Mechaniker zeigte mir alle Stellen, die noch zu reparieren sind: "Die Spurstangen links und rechts müssen wir tauschen, die Bremsleitungen gehören raus, die Hardyscheibe muss raus, und und und" Nachdem ich ihn noch auf einige Bissstellen (Lochfrass durch Rost oder Boxer!) im Unterboden aufmerksam machte und einem weiteren "die hinteren Federn gehören auch noch getauscht und das Service mach ma a no" vom Mechaniker, war ich kurz wortkarg. Auf meine Frage "wie lange hast damit zu tun?" kam ein klares "wenn nicht´s fuchst, san ma in drei Stunden fertig." Etwas niedergeschlagen, aber noch immer flackerte eine kleine Flamme in mir und so lehnte ich mich mit einer Hand an die A-Säule des Bayern. Den porösen Gummi in der Hand, sah ich die in Auflösung befindliche Scheibendichtung, und mir wurde klar: Der BMW ist es auch nicht!

Raus aus der Werkstatt, raus aus Ottakring - und das alles mit einem freundlichen Gesicht. Noch ein Abendessen in Wien, Busticket gebucht und heim in die schöne Steiermark.

WEITERSUCHEN, Fortsetzung folgt

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