Autosuche die vierte, oder "Alter Schwede mit Ikeaflair"

Autosuche die vierte, oder "Alter Schwede mit Ikeaflair"

 

Nach zahlreichen Niederlagen mit den deutschen Qualitätsprodukten habe ich mich an einen nordischen Schrank herangewagt. Die Anzeige las sich mehr als vielversprechend und lies meine anfänglichen Zweifel gegenüber schwedische Fahrzeuge schwinden. Da stand zu lesen: topgepflegter 960 mit erst 205000 km am Tacho, Standheizung, Schiebedach und und und." Nach den abenteuerlichen Besichtigungen der vergangenen Tage und der bevorstehenden Heimreise aus Steyr, war ein kleiner Umweg über Wien bei den Aussichten auf ein Schwedenmodel der Superklasse mit Leichtigkeit in Kauf zu nehmen. Ran ans Telefon und Termin vereinbaren. Der Mann am anderen Ende der Leitung klang sehr sympathisch (passierte mir aber schon öfters, vielleicht sollte ich meine Sensoren schärfen!) und die Erzählungen waren klasse. Sonntagmorgen, gar zeitig in der Früh, traten wir die Umweg-Heimreise an. Das erste Zeil war St. Pölten, da gab es doch den blauen Benz, der mir nicht aus dem Sinn ging, obwohl die Telefonate mit dem Besitzer nicht das Gelbe vom Ei waren (hier haben meine Sensoren funktioniert!). Den Autoabstellplatz gefunden, kein Benz zu sehen und die Telefonleitung tot! Macht nichts und es wird schon für etwas gut sein, Gewissen und Beifahrerin beruhigt, ging es nun Richtung Wien weiter. Letzter Telefoncheck mit Lars (Besitzer des Volvo, Name geändert!) und Treffpunkt an einem Autobahnparkplatz in der Nähe von Wien vereinbart.

 

An der Raststätte angekommen, meine liebe und geduldige Frau mit Getränke und Nahrung versorgt, machte ich mich auf den Weg zum Parkplatz. Da stand er nun, ein Schrank, gut aussehend und im Glanz der einfallenden Sonne wie eine Erscheinung am Ende einer langen Pilgerreise. Nein, ich meine nicht den Besitzer, obwohl auch der mit seinem ca. 20 cm langem Bart und seinem Outfit einem Vikinger glich. Der Volvo glänzte durch makellose Haut, kein Rost, aufgeräumte innere Werte und einer gepflegten History. Probefahrt war angesagt und es ging auf die Bahn mit zögerlicher Beschleunigung, aber das gemütliche Gestühl und der sonore Sound der sechs Zylinder zauberten mir ein Lächeln auf die Lippen. Ein Starkes Knistern des Armaturenbrettes bei der Abfahrt ist dem Alter zu schulden und hat mich nicht weiter gestört. Habe schon Autos jüngerer Semester gefahren mit deutlich Lautern Inneraum.

 

Nun ging es zu den Preisverhandlungen und bekannten Mängeln. Fernlicht geht nicht - fahr ich halt nur bei guter Sicht. Standheizung außer Betrieb - brauch ihn eh nur im Sommer. Schiebedach defekt - der Zug schadet nur meinen Rücken. Alarmanlage ohne Funktion - wer stiehlt schon einen Volvo! So, alle preissenkenden Argumente selbst schön geredet und den Endpreis bei etwas unter 2500 festgelegt.

 

Ich bat um Bedenkzeit und nutzte diese intensiv, um meine Ängste mit einem Ikeaschrank gründlich zu erarbeiten. Stutzig machte mich, dass ein Volvofan und Schrauber die angesprochenen Mängel noch nicht beheben konnte. Weitere Recherchen im Internet und Rückfragen bei mir bekannten Mechanikern haben meine Entscheidung nein zu sagen leicht gemacht. Irgendwie schade, so ein "Alter Schwede" hätte mir ganz im innersten doch gefallen, die schwedische Flagge hätte ich auch schon gehabt - muss halt noch warten, vielleicht beim nächsten mal. Erinnern werde ich mich ganz bestimmt wieder daran, spätestens beim nächsten Ikeabesuch.

 

Dranbleiben, eine Episode gibt es noch, schließlich muss ich doch zu einem Auto kommen. Die Anmeldung zum Rodeo habe ich ja auch schon hinter mir.

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Siegfried Semmler (Donnerstag, 28 Juli 2016 11:15)

    Herzliche Gratulation zur webpage. Gefällt mir sehr gut. Alles Gute für die Reise!

    Siegi